Die 12 vom Zukunftsinstitut definierten Megatrends wirken sich auf alle Ebenen unseres gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lebens aus. Dennoch gibt es zwischen den einzelnen Megatrends Unterschiede in Bezug auf ihre unmittelbare Bedeutung für spezielle Bereiche. Für Unternehmen und deren Entwicklung hat Harry Gatterer 5 Megatrends ausgemacht, die in den 2020er Jahren besonders entscheidend sein werden. Die folgenden 3 Lebensstile repräsentieren diese Megatrends, denn ihre Einstellungen, Werte und ihre Konsumverhalten sind maßgeblich von diesen Megatrends geprägt.
Der Lebensstil Urban Matcha, dem sich rund 6 Millionen der Deutschen zugehörig fühlen, vereint vor allem die Elemente der Megatrends Urbanisierung und Individualisierung in sich.
Dieser Avantgarde-Lebensstil ist in den Metropolen Europas kaum zu übersehen – er fällt auf durch Kleidungsstil und Konsumverhalten, er macht Meinung und tritt als Trendsetter auf. Diese Menschen genießen die Aufmerksamkeit, die sie erzeugen, und nutzen ihre Vorreiterrolle, um ihre Werte zu vermitteln. Denn Menschen wie der Urban Matcha sind nicht nur hip, sondern vor allem auch selbst hervorragende Kommunikatoren ihrer Werte.
Menschen mit dem Lebensstil des Urban Matcha sind experimentierfreudig und probieren gerne neue Produkte aus. Zudem ist ihnen ihre Freiheit heilig: Sie wollen sich selbst verwirklichen und ihr Leben ganz individuell gestalten können. Ein großer Freundeskreis ist ihnen wichtig – statt auf Familie setzen sie auf ihre Community. Mit einer guten und vielseitigen Bildung setzen sie auf eine erfolgreiche Karriere. Sie pflegen einen genussorientierten Lebensstil und lieben es, gut essen zu gehen. Zugleich legen sie Wert auf Nachhaltigkeit und bevorzugen regionale und fair gehandelte Produkte.
Der Urban Matcha ist ein Teil der kreativen Klasse und somit ein zentraler Bestandteil der modernen Städte, in denen Innovationen und Trends entstehen.
Menschen, die den Lebensstil des Urban Matcha leben, sind die perfekten Trendsensoren. Sie begeistern sich häufig frühzeitig für Entwicklungen und tragen diese in den Mainstream hinein. Aus diesem Grund wird vieles, was diesen Lebensstil ausmacht, in Zukunft nicht mehr als avantgardistisch, sondern als durchschnittlich gelten. Der Lebensstil des Urban Matcha mag aus dieser Sicht vergänglich und flüchtig erscheinen, doch genau das ist er nicht: Er verliert in der jetzigen Form lediglich schneller seine Vorreiterrolle als andere Lebensstile, zugrundeliegende Geistesströmungen werden sich jedoch auf Basis dessen weiterentwickeln und ein modifizierter Lebensstil zur Avantgarde werden. Sein Impact auf die Gesamtgesellschaft wird damit weiter zunehmen, indem immer mehr Menschen – nicht nur im urbanen Raum – von seinen Konsum- und Denkmustern beeinflusst werden.
Der Digital Creative ist in der real-digitalen Welt zuhause und maßgeblich von den Megatrends Konnektivität und Wissenskultur beeinflusst. 4,2 Prozent der Deutschen sehen sich als Teil dieses Lebensstils, für den es eine Selbstverständlichkeit, ist, Technik nicht nur passiv zu nutzen, sondern aktiv anzuwenden – es ist für ihn das zentrale Tool, mit dem er sein kreatives Potenzial entfaltet. Von ihrer Digitalkompetenz können Unternehmen für sich lernen. Und: Egal, welche neue Technologie auf den Markt kommt, bei dem Digital Creative findet sie ihren Early Adopter.
Der Digital Creative ist offen und neugierig, er probiert mit Begeisterung neue Produkte aus. Ihm ist klar, dass er in einem Wissenszeitalter lebt – deshalb steht bei ihm gute, vielseitige Bildung hoch im Kurs. Um mit Menschen in Kontakt zu kommen, die seine Interessen teilen, nutzt er lieber das Internet, als offline zu suchen – für ihn gilt die Trennung „Internet“ und „wirkliches Leben“ ohnehin nicht mehr. Wenn er jemanden schnell erreichen möchte, tut er das prinzipiell über soziale Netzwerke. Dort pflegen die Menschen mit diesem Lebensstil gute Kontakte zu sehr vielen Freunden und Bekannten. Darunter sind auch reine Online-Freundschaften, die für sie eine andere Qualität als Offline-Freundschaften haben.
Der Digital Creative ist Vorreiter und Early Adopter für (digitale) Technologien - diese sind aber vor allem ein Werkzeug zum Ausleben ihrer Kreativität und zur Selbstentfaltung.
Die Nerds sterben aus. Das liegt aber nicht daran, dass sie nicht erfolgreich wären, sondern eher daran, dass sie ihr Alleinstellungsmerkmal verlieren. Vernetzt zu sein, sich mit Technik auszukennen, den enormen Wissensschatz des Internets ausschöpfen und für das eigene kreative Schaffen nutzen zu können – das sind für die Welt der Gegenwart und der nahen Zukunft derart entscheidende Schlüsselkompetenzen, dass junge Menschen es sich im Grunde nicht leisten können, sie nicht auszubilden. Denn nach wie vor entwickelt sich unsere Gesellschaft weiter in Richtung einer Wissens- und Kreativgesellschaft, in der nicht das Wissen selbst, sondern der Umgang damit zählt. Dem Digital Creative gehört die Zukunft.
Der Golden Mentor, dessen Lebensstil sich rund 9,7 Millionen Menschen in Deutschland zugehörig fühlen, versteht es, sich sein Leben lang weiterzubilden und aus seinen Erfahrungen eine Lebensweisheit zu entwickeln, die er auch im höheren Alter produktiv in die Wirtschaft einbringt. Damit ist er der Paradevertreter einer Kombination der Megatrends Silver Society und Wissenskultur.
Der Golden Mentor sieht die großen Zusammenhänge und betrachtet die Dinge stets in einem größeren Kontext. Er vermag zu beurteilen, wie wichtig etwas gerade wirklich ist und für welche Werte es sich lohnt zu kämpfen. Diese Urteile schöpft er nicht aus einem Idealismus, sondern aus der Auseinandersetzung mit Gesellschaftsdiskursen und aus seiner Lebenserfahrung. Da Letztere nicht imitierbar ist, sind diese Menschen sehr wertvoll für Unternehmen, auch wenn sie oft schon im Rentenalter sind.
Menschen mit dem Lebensstil des Golden Mentor konsultieren gerne verschiedene Medien: Sie informieren sich möglichst mehrmals am Tag über die neuesten Nachrichten, um die aktuellen Diskurse in der Gesellschaft zu kennen. Dazu nutzen sie alle klassischen Kanäle: die Tageszeitung, das Radio und das Fernsehen. Eine gute, vielseitige Bildung, zu der auch die Beteiligung am kulturellen Leben gehört, betrachten sie als Selbstverständlichkeit.
Die Fähigkeit des Golden Mentor, Informationen zu deuten und zu bewerten, macht ihn für Unternehmen unverzichtbar.
Sie gehen diszipliniert und pflichtbewusst durch das Leben und finden es wichtig, Entscheidungen mit Vernunft zu treffen. Sie sind es gewohnt, für sich selbst zu sorgen und mit finanzieller Unabhängigkeit ihre Selbstständigkeit zu bewahren. Ihren Bezugspunkt bildet jedoch immer das Familienleben: Mit ihrer Familie und ihrem Partner verbringen sie viel und gerne Zeit.
In einer Zeit, in der Wissen fluide ist und Gewissheiten immer kurzlebiger geworden sind, treffen Menschen mit dem Lebensstil des Golden Mentor den Nerv einer Zeit, die eine andere Qualität von Wissen braucht: Lebensweisheit. Der Golden Mentor ist darauf bedacht, aus seinen Lebenserfahrungen Wissen zu ziehen, das der Wirtschaft und auch der Gesellschaft dauerhaft weiterhelfen kann.
Dieses beständige und nicht erzwingbare Wissen über das, was im Leben wichtig ist und auf was es Wert zu legen gilt, wird in Zukunft eine immer kostbarere Ressource. Mit einer zunehmenden Anzahl an älteren Menschen in der Gesellschaft, die ebendiese Lebenserfahrung bereits gesammelt haben, und Menschen wie dem Golden Mentor, der diese Lebenserfahrung in Lebensweisheit umzuwandeln weiß, wird der Einfluss der Menschen mit diesem Lebensstil ein großer sein und Wirtschaft und Gesellschaft in eine neue, sinn- und werteorientiertere Welt überführen.
Bild-Credits: Jacek Dylag | Unsplash
Detaillierte Ausführungen zu den einzelnen Lebensstilen samt validen Zahlen, Daten und Fakten finden Sie in der Lebensstile-Box.