Die Zukunft der Altenheime
Die elementaren Umbrüche in der Altersstruktur der Gesellschaft verlangen nach neuen Antworten auch und gerade im Bereich des Wohnens. Das ist nicht nur das Ergebnis eines tendenziell aktiveren Lebensstils älterer Menschen, einer wieder wachsenden Wertschätzung gegenüber dem Alter allgemein, sondern auch von Technologien und Konzepten, die es erlauben, bis ins hohe Alter in den eigenen vier Wänden unabhängig und selbstbestimmt zu leben.
Betreutes Wohnen ist ein Beispiel, aber auch Mehrgenerationenwohnprojekte oder selbstorganisierte Alterswohngemeinschaften erfreuen sich immer größerer Beliebtheit. In einer Alters-WG können sich ältere Menschen Alterswohngemeinschaften erfreuen sich immer größerer Beliebtheit untereinander austauschen und haben die Basis für gemeinsame Aktivitäten, aber ebenso die Möglichkeit zum Rückzug in ihre Privaträume. Sie können sich gegenseitig unterstützen und gleichzeitig eigenständig leben, sowohl ihren Tagesablauf als auch das Ausmaß der Betreuung durch Fachpersonal selbst bestimmen. Sie können und sollen aber auch über die psychische Komponente des Älterwerdens reden, darüber, wie es ist, wenn immer mehr Freunde sterben und wie man auch mit dem eigenen bevorstehenden Lebensende umgeht.
Sowohl bei Neubauprojekten als auch bei der Modernisierung von Bestandsbauten sollten künftig die Anforderungen an ein neues Wohnen im Alter in vielfältiger Weise berücksichtigt werden. Ageless- und Universal-Design-Konzepte sorgen dafür, dass Alltagsprodukte und Wohnungseinrichtungen so gestaltet sind, dass eine flexible, leichte und intuitive Nutzung mit hoher Fehlertoleranz möglich ist. Ein wesentlicher Aspekt dabei ist, dass Barrierefreiheit und Ästhetik nicht länger als Gegensätze weit voneinander entfernt koexistieren. Fortschritte im Bereich Ambient Assisted Living (AAL) befördern als Gestaltungsprinzip von elektronischen Produkten bis hin zu Dienstleistungen immer stärker den Trend zu einem selbstbestimmten Leben im Alter.
So hat das richtungsweisende Konzept des „Bielefelder Modells“ Nachahmung in vielen anderen Städten Deutschlands gefunden: In fast allen Stadtteilen wurden komfortable und barrierefreie Wohnungen in Wohnanlagen vermietet, in denen ein sozialer Dienstleister rund um die Uhr mit einem Servicestützpunkt und einem umfassenden Leistungsangebot vertreten ist. Alle Mieter sowie die Bewohner des umliegenden Quartiers können auf die umfangreichen Hilfs- und Betreuungsangebote zurückgreifen, müssen diese aber nur im tatsächlichen Bedarfsfall bezahlen.
Die Initiatorin und Trägerin, die Bielefelder Gesellschaft für Wohnen und Immobiliendienstleistungen (BGW), betont die Einbettung in den städtischen Kontext: „Die Besonderheit des ‚Bielefelder Modells‘ ist der quartiersbezogene Ansatz des Wohnens. In bestehenden Wohnquartieren und in guter infrastruktureller Anbindung wird älteren Menschen oder Menschen mit Behinderung ein ergänzendes Angebot von Dienstleistungen angeboten, das von Behandlungspflege im Bereich der ärztlich verordneten Anwendungen über Begleitung von Aktivitäten, Hobbys, Kultur und Freizeit bis zur Vermittlung von Hauswirtschafts- und Pflegediensten reichen kann. Kombiniert ist dieses Angebot mit einem Wohncafé als Treffpunkt und Ort der Kommunikation.“
Inklusion, Sichtbarkeit, Gemeinschaft – sinnvoll unterstützt durch professionelle Dienste, die bei Bedarf in Anspruch genommen werden können –, so sehen zukunftsfähige Konzepte aus, die von keinem unrealistischen Co-Housing-Ideal ausgehen, bei dem sich alle ständig zur Seite stehen, wo man sich aber dennoch begegnen und miteinander in Kontakt treten kann.
Dabei ist wichtig, einen Qualitätsmaßstab zu etablieren, der generationenübergreifende Vorteile bietet. Denn letztlich profitieren alle Generationen zum Beispiel von Maßnahmen zur Barrierefreiheit. Die richtige Breite von Durchgängen, leicht bedienbare Fenster und Türen, stufenlose, stolperfreie Wege, rutschhemmende Oberflächen, sichere Griffe im Sanitär- und Treppenbereich, höhenverstellbare Betten, angepasste Arbeitshöhen und Beleuchtung – generationenkompatibel statt nur altengerecht. Das kommt in Zukunft einem familienfreundlichen und damit auch Mehrgenerationen-Wohnen zugute.
In Zukunft ist das eigene Wohnumfeld folglich ein heterogener Mix aus unterschiedlichen Personengruppen und Konstellationen von (Wahl-)Familien. Das berücksichtigt auch und vor allem die wachsende Gruppe der „jungen Alten“. Sie leben künftig gemeinsam mit anderen Menschen unterschiedlichen Alters in Gemeinschaftswohnprojekten. Diese lösen das Konzept Altenheime ab.
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