Zukunft von Unternehmen: Harry Gatterer zeigt sie mit dem Future Room
Foto: Murmann Publishers
Was bedeuten E-Autos für Tankstellenbesitzer, wie muss ein Versicherungsunternehmen auf die alternde Gesellschaft reagieren? Fragen dieser Art stellen sich – mit branchenspezifischem Fokus – viele Unternehmen. Sich solche Fragen zu stellen ist richtig und wichtig, findet Harry Gatterer, Geschäftsführer des Zukunftsinstituts und Autor von „Future Room: Entdecken Sie die Zukunft Ihres Unternehmens“. Sein Future Room soll genau bei solchen Fragen rund um die Zukunft von Unternehmen liefern – und Potenziale aufzeigen.
Herr Gatterer, wie wird man eigentlich Zukunftsforscher?
Da gibt’s, wie so oft im Leben, ganz unterschiedliche Wege. Das Wesentliche ist aber, dass man Neugierde an der Zukunft besitzt. Das muss eine Triebfeder sein. Einen vorgeschriebenen Weg gibt es nicht, auch wenn universitäre Ausbildungen der Zukunftsforschung bestehen. Es gibt unterschiedliche Institute, an denen man das erlernen kann und an denen man sich in dieses Feld hineinbewegen kann. Was aber alle Menschen verbindet, die sich intensiv mit Zukunftsforschung beschäftigen, ist die Neugier und natürlich auch ein Glaube an die Zukunft. Wenn Sie nicht an die Zukunft glauben, brauchen Sie sie auch nicht zu erforschen.
Wenn es um den Blick in die Zukunft geht, denkt man wahlweise an Wahrsagerkugeln oder die Prophezeiungen von Nostradamus. Wie kommen Sie tatsächlich auf die Megatrends, die uns in Zukunft prägen werden?
Durch Beobachtung. Im Grunde ist es so, dass man Veränderungsprozesse beobachtet, Zahlen, Daten, Fakten auswertet und auch Kommunikation und Medien beobachtet, um zu erkennen, wie die Gesellschaft über sich spricht. Man muss auch unter Beobachtung halten, was an wissenschaftlichem Fortschritt passiert. Aus diesen gesammelten Beobachtungen clustern wir heraus, welche Stränge sich abzeichnen, welche Tendenzen und Richtungen zu identifizieren sind. Sie müssen sich aber auch lange damit beschäftigen – Megatrends sind langfristige Phänomene. Der nächste Schritt ist dann, den Megatrend zu benennen. Sie sagen dann z.B., es gibt einen Megatrend Sicherheit. Den haben wir beispielsweise erst vor drei Jahren auf unsere Megatrend-Landkarte gesetzt, denn damals waren wir an diesem Tipping Point, an dem wir gesehen haben, jetzt ist es so weit, dass sich dieser Trend manifestiert und sich in den nächsten Jahren in der Gesellschaft ausbreiten wird. Wenn man die letzten drei Jahre betrachtet, bestätigt sich diese Entscheidung, die wir aber nur treffen konnten, weil wir dieses Thema davor schon lange unter Beobachtung hatten. Megatrends bedingen immer einen Beobachtungsprozess, ein Sortieren und Clustern, ehe man die jeweiligen Stränge benennen kann.
Für Unternehmen ist es aber oft gar nicht so leicht, auf diese Megatrends zu reagieren. Auch deshalb haben Sie mit dem Future Room eine Methode entwickelt, mit der Unternehmen Zukunftspotenziale entdecken können sollen. Wie genau muss man sich den Future Room vorstellen?
Der Future Room ist erst einmal ein gedanklicher, ein mentaler Raum, in dem Sie sich innerlich ein wenig zurücknehmen können. Im Unternehmensalltag sind wir es gewohnt zu handeln zu agieren, Entscheidungen zu treffen. Die verborgenen Kräfte eines Unternehmens sind aber nicht sofort ersichtlich und sie zu erkennen, erfordert eine gewisse Gelassenheit. Im Rahmen eines methodischen Vorgehens, das wir im Future Room-Buch beschreiben, geben wir den Menschen die Chance, sich selbst zu beobachten und zu erkennen, wie ihre Wahrnehmung der Welt aufgebaut ist. Im Buch haben wir das sehr anschaulich mit Übungsblättern und Praxisbeispielen aus der langjährigen Arbeit mit der Methode dargestellt. Die Wahrnehmung der Welt ist entscheidend, weil jede Entscheidung, die Sie treffen auf Basis des Weltbildes geschieht, das Sie von der Zukunft haben. Deswegen ist es interessant herauszufinden, wie dieses Bild aussieht, das Sie von der Zukunft haben. Nicht nur Sie als Unternehmer, als Chef oder Manager, sondern Sie als Unternehmen.