Die offene Auslegung des Drei-Säulen-Modells macht es flexibel genug, um als Orientierung für alle möglichen Branchen zu dienen. Andererseits machen das Fehlen von konkreten Parametern oder Zertifizierungen, wie zum Beispiel beim Bio-Siegel, es Trittbrettfahrern leicht, den Begriff der Nachhaltigkeit nahezu beliebig für alles Mögliche zweckzuentfremden. Ein Großteil der Kunden ist heutzutage jedoch sehr aufmerksam und hinterfragt Kaufentscheidungen bewusst, mitunter auch akribisch. Unternehmen, die sich der Nachhaltigkeit nur halbherzig oder rein aus PR-Gründen widmen, werden heute schnell als Greenwasher entlarvt.
Diese Erfahrung musste beispielsweise Vattenfall machen. Eine von dem Energiekonzern initiierte Unterschriftenaktion, die sich für den Klimaschutz stark machen wollte, rief in Windeseile NGOs auf den Plan. Tatsächlich grenzt es an Zynismus, dass ausgerechnet der Betreiber von zahlreichen Braun- und Steinkohlekraftwerken sich um ein grünes Image bemüht. Für dieses scheinheilige Engagement “gewann” Vattenfall sogar den “Climate Greenwash Award”. Sicherlich keine Auszeichnung, mit der man sich auf der nächsten Jahreshauptversammlung rühmen möchte.
Wer sich nachhaltig engagiert, sollte dies mit ernst gemeinter Absicht tun. In Zeiten der Transparenz werden halbherzige Versuche schnell entlarvt. Außerdem müssen die Initiativen wirklich zum Unternehmen passen, um authentisch zu wirken.
Das Interesse der Endverbraucher an “nachhaltigen” Produkten ist jedenfalls enorm. Über die Hälfte versucht, das Thema Nachhaltigkeit beim Einkauf zu berücksichtigen, jeder Zehnte berücksichtigt dieses Kriterium sogar bei jedem Einkauf. Weiter vorangetrieben wird diese Einstellung von den Vertretern der LOHAS (Lifestyle of Health and Sustainability). Der “harte Kern” der Nachhaltigen zelebriert diesen Lebensstil förmlich und versucht, jede Facette des Handelns danach auszurichten.