Was über digitale Plattformen bereits funktioniert, wird auf den physischen Raum übertragen: Mobility Hubs bündeln Mobilitätsangebotevon Carsharing bis Mikromobilität und sind die physischen Orte, an denen Nutzer:innen von einem Verkehrsmittel auf ein anderes umsteigen können. Mobility Hubs sind jedoch nicht nur bemalte Straßenflächen, wie es heute noch oft üblich ist. Sie müssen über die Funktion von Verkehrsknotenpunkten, Umstiegsorten oder Transitzonenhinausgehen.
In Zukunft werden neue Architekturen und Räume entstehen, die weit mehr als nur Mobilität bieten. Hier befinden sich die neuen sozialen Treffpunkte, die lokale Ladestruktur, das Informationszentrum für Mobilität, der Co-Working Space, der Geldautomat und vieles mehr. Erst dann können Mobility Hubs ihre gesellschaftliche Wirkung für eine nachhaltige Mobilität entfalten. Somit sind sie mehr als die Erweiterung von Bahnhöfen, Haltestellen oder Parkplätzen und können die legitime Nachfolge der Tankstelle antreten, wie bereits als ein Szenario der Zukunft der Tankstellen beschrieben.
Klassische Mobilitätsprodukte verlieren an Bedeutung, stattdessen definiert der Zugang zur Mobilität die Qualität der Fortbewegung. Hierbei geht es künftig nicht mehr nur um ein optimal funktionierendes Angebot von Seamless Mobility – dieses wird zur Voraussetzung und Selbstverständlichkeit. Vielmehr spielt das Mobilitätsdesign die entscheidende Rolle, ob ein Mobility Hub von den Menschen positiv angenommen und erfolgreich genutzt wird.
Der Hub dient auch als Inspiration für die Vielfalt an Fortbewegungsmöglichkeiten vor der eigenen Haustür. Denn so wie digitale Plattformen neue Mobilitätstechnologien und -muster integrieren, müssen öffentliche Räume dies auch tun.
Der Aufbau von Mobility Hubs ist eine wichtige Strategie für die Gestaltung des Verkehrssystems der Zukunft und für die Organisation des Zugangs zur Mobilität. Zugang zu Mobilität braucht Platz im öffentlichen Raum, um Fahrräder, Roller oder Mopeds nutzen zu können oder um Batterien aufzuladen oder zu tauschen. In Deutschland gibt es immer mehr solcher Mobility Hubs: Mobil.Punkt in Bremen, Jelbi in Berlin oder swa mobil in Augsburg. Die Ausbaupläne sind massiv und zeigen die Priorität, die der Verkehrswende in den Städten eingeräumt wird.
Allein Münchens Shared-Mobility-Strategie beinhaltet die Einrichtung von bis zu 200 Mobilitätspunkten bis zum Jahr 2026, um die Vision der räumlichen, zeitlichen und funktionalen Verfügbarkeit von Shared-Mobility-Services umzusetzen. In Kombination mit dem ÖPNV und dem Fahrrad- und Fußgängerverkehr werden diese Angebote es ermöglichen, auch ohne eigenes Auto alle Mobilitätsbedürfnisse erfüllen zu können.
Ein Mobility Hub ist immer Teil eines Netzwerks verschiedener Mobilitätspunkte – physisch und digital. Dieses Netzwerk funktioniert im städtischen Raum, reicht aber auch aus den urbanen Zentren in die Stadtränder, verbindet Vorstädte und kann sich bis in ländliche Gebiete auswirken.
Gerade im ländlichen Raum, in dem die Abhängigkeit vom privaten Auto noch immer sehr hoch und der ÖPNV oft schwach ausgeprägt ist, kann das Mobilitätsangebot durch einen flexiblen und gut zugänglichen Hub attraktiver gestaltet werden. Dafür ist es wichtig, die konkreten Bedarfe vor Ort anzusprechen: Neben Mobilität werden oft auch weitere Versorgungseinrichtungen, wie zum Beispiel Delivery- und Store-Konzepte, Parklets oder Spielplätze gebraucht. Eine großzügige zentrale Mobilitätsstation mit umfangreichem Angebot und einem Mobilitätszentrum mit persönlicher Beratung kann außerdem den Einstieg in die Angebote erleichtern. Gerade auf dem Land ist es sinnvoll, Carsharing zu integrieren, um einen möglichst niedrigschwelligen Dienst zur Verfügung zu stellen, der sowohl von der kommunalen Verwaltung vor Ort als auch von Privatnutzern angenommen wird.
Um sowohl Verbindungen für hohe Nachfragen in das System zu integrieren, als auch maßgeschneiderte On-demand-Verbindungen zwischen Vororten, ländlichen Gebieten und dem Stadtzentrum anzubieten, müssen Mobility Hubs an die Bedürfnisse der (potenziellen) Nutzer:innen angepasst werden. So muss beispielsweise das Angebot auf den Fahrplan des ÖPNV abgestimmt sein, und die Verfügbarkeit des erforderlichen Transportmittels muss am jeweiligen Ort und zum jeweiligen Zeitpunkt gewährleistet werden. Dies ermöglicht es den Nutzer:innen, effizient und ohne große Umsteigezeiten und -distanzen zwischen verschiedenen Start- und Zielorten zu reisen und den Hub immer wieder als Service zu nutzen. Indem Mobility Hubs verschiedene Verkehrsangebote smart vernetzen, können neue, kompromisslose Lösungen geboten werden, um alle Mobilitätsbedürfnisse auf nachhaltige, effiziente und bequeme Weise zu erfüllen.
Das Netzwerk muss zudem flexibel sein, um veränderten Anforderungen und Kontexten gerecht zu werden. Was passiert zum Beispiel, wenn neue Haltestellen konzipiert werden, ein neuer Stadtteil entsteht oder sich die Beschäftigtenstruktur in der Region verändert? Die Stadt Amsterdam beispielsweise unterscheidet fünf Typen an Mobility Hubs, die in verschiedenen Räumen eingesetzt werden können.
Mobility Hubs spielen eine wichtige Rolle bei der Bekämpfung des Klimawandels und der Reduzierung von Emissionen. Sie können einen Ausweg aus der Problematik bieten, dass Ride-Hailing -Dienste wie Uber oder Lyft bis dato nicht unbedingt für mehr Nachhaltigkeit sorgen, sondern die Herausforderungen des urbanen Verkehrs eher verschärfen. In einer US-amerikanischen Studie wurden die Auswirkungen von Ride-Hailing-Angeboten auf städtische Mobilität, Staus, Fahrgastzahlen und den Besitz von Privatfahrzeugen analysiert. Das Ergebnis: Der Eintritt von Ride-Hailing-Diensten führte zu einer erhöhten Verkehrsbelastung und einem Rückgang der Fahrgastzahlen im ÖPNV und hat bisher kaum Auswirkungen auf den Fahrzeugbesitz.
Ein Grund für die Verkehrsbelastung ist, dass Fahrer:innen ständig auf der Suche nach Fahrgästen in der Stadt zirkulieren und somit sehr viel mehr Kilometer zurücklegen als eigentlich beabsichtigt. Mobility Hubs bieten eine gute Lösung, diesen Zugang besser zu organisieren: Als Erweiterung des klassischen Taxistandes können Ride-Hailing-Dienste die Hubs für Drop-offs und Pick-ups nutzen und Fahrgäste dort einsammeln. So können Mobility Hubs die nachhaltige Mobilität in vielen Bereichen weiter vorantreiben.