Foto: Flickr / HarshLight / Oak Hill Memorial Park / CC-BY 2.0
Die Google-Suche nach "Why Startups fail" spuckt mehr als 1,2 Mio. Ergebnisse aus. Die meisten verweisen auf Fail-Listen mit den Top-Gründen für das Startup-Scheitern. Die Größe des Startup-Friedhofs steigt nahezu linear mit der Anzahl an Unternehmensgründungen. Am Beispiel von drei der einstmals vielversprechendsten Startups lassen sich die Gründe überprüfen:
* 2002, † 2008; Verlust: 0,34 Milliarden US-Dollar
Die Vision von Gründer und CEO John P. Rogers: durch innovative Technologie eine Schnittstelle zwischen biometrischer Erkennung und finanzieller Transaktion zu schaffen und so den Prozess von Kaufabwicklungen revolutionieren. Die Identifizierung und damit Bezahlung per Fingerabdruck, Gesichts- oder Netzhauterkennung sollte das bargeldlose Bezahlen auf die nächste Stufe bringen. Mit einer zukunftsträchtigen Vision und einer Investitionssumme von 340 Millionen Dollar schien dem Erfolg des Projekts nichts im Weg zu stehen. Warum also scheiterte das Unternehmen?
Sowohl die komplexe und kostenintensive Technologie als auch eine abgewirtschaftete Vision einschließlich eines ertragsarmen Geschäftsmodells zerrten am Budget. Ebenso vernichtend wirkten Betrugsvorwürfe und Diskrepanzen innerhalb des Vorstandes. Zumal CEO Rogers mit denkbar schlechtem Beispiel voranging: Drogenexzesse, häusliche Gewalt und ein exzentrischer Lebensstil zeugen nicht von guter Führungsqualität. Der entscheidendste Faktor für den Fail, war allerdings die Tatsache, dass Rogers eine visionäre Lösung anbot – allerdings für ein Bedürfnis, das im Jahr 2002 (noch) gar nicht existierte.
Gründe des Scheiterns:
* 1996, † 2001; Verlust: 1 Milliarde US-Dollar
Wer kennt es nicht: Der Kühlschrank ist leer, die Zeit knapp, die Lust, nochmal raus in den Supermarkt zu gehen, ist gering. Eigentlich liegt der Wunsch nach einem Einkaufslieferdienst auf der Hand. Doch wenn es ums Lebensmittel geht, sind Europäer eigen: Wir wollen die Melone klopfen, die unversehrten Tomaten herauspicken oder aus dem Kühlregal eine Packung Milch von ganz hinten nehmen. Anders die US-Konsumenten – dachten sich die Gründer von Webvan, die mit einem Online-Supermarkt eine Warenlieferung innerhalb von 30 Minuten nach Bestellung garantierten – in der Dotcom Ära um die Jahrtausendwende wohl eine der schlüssigsten Service-Innovationen.
Dennoch scheiterte das Projekt – trotz der gigantischen Investitionssumme von einer Milliarde US-Dollar. Was war schief gelaufen? Vor allem wurde die Psychologie der Zielgruppe gnadenlos falsch eingeschätzt. Anstatt das zahlungswillige obere Segment zu adressieren, setzte man auf den Massenmarkt, was Pricing-Verfehlungen und enorme Einbußen auf der Einnahmen-Seite nach sich zog. Statt zumindest teilweise auf Outsourcing-Kapazitäten zu setzen, wurde auf eine komplett selbst errichtete Infrastruktur gesetzt – was zu minimalen Margen führte. Hätte die Vielzahl an Executive Managern zumindest Erfahrung im Supply Chain Management oder Handel mitgebracht, wäre der Untergang vielleicht abwendbar gewesen.
Gründe des Scheiterns:
* 2007, † 2013; Verlust: 0,85 Milliarden US-Dollar
Angesichts der gesellschaftlichen Bedeutung der Kernvision erscheint die imposante Investitionssumme von 850 Mio. Dollar gerechtfertigt: Mit eingebauter Traktionsbatterie sollten die Elektroautos von better place den Automobilmarkt in unumkehrbare Produktionsprozesse hieven – angesicht des Klimawandels und der Rohstoffknappheit längst überfällig.
Warum versagte diese Vision? Gründer und CEO Shai Agassi ließ sich durch frühe und hochdotierte Investitionen dazu verleiten, von Big Thinking zu Big Mistaking zu driften: Eine zu schnelle Markteinführung und vorschneller Fokus weg vom lokalen hin zum globalen Markt sollten sich als kapitale Fehler herausstellen. Auch Agassis willkürlicher sowie naiver Umgang mit Zahlen – "Shai Math" nannten es die Investoren –, der zu Versprechungen gegen jede Realität führte. Das Jonglieren mit gewagten Prognosen katapultierte das einst verheißungsvolle Unternehmen endgültig ins Jenseits.
Gründe des Scheiterns: