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Transhumanismus: Die Cyborgisierung des Menschen

Transhumanisten setzen auf die Verschmelzung von Mensch und Technologie. Die Resultate muten abenteuerlich an – folgen aber einer langen Tradition.
So lange wie die Idee von Künstlicher Intelligenz (KI) existiert, gibt es auch die Angst vor ihr: die Angst, dass die Menschheit durch etwas selbst Geschaffenes erst übertroffen und dann ausgelöscht werde könnte. Renommierte Wissenschaftler wie Hugo de Garis und Stephen Hawking sprachen Warnungen aus, dass die Entwicklung einer vollständigen KI das Ende der menschlichen Spezies bedeuten könnte.
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Transhumanismus und nahende Singularität?

Ganz anders sieht das Ray Kurzweil, Pionier in der KI-Forschung und Verfechter des Transhumanismus: Laut ihm werden wir in naher Zukunft den Zeitpunkt der Singularität – den Moment, an dem die KI so weit entwickelt sein wird, dass sie vollständig mit der menschlichen Intelligenz verschmilzt – erreichen. Genau darauf baut der Transhumanismus: Die internationale Bewegung und Denkrichtung sucht nach Möglichkeiten, die biologischen Grenzen der Menschen durch den Einsatz von Technologie und Wissenschaft zu verändern und zu überwinden.

Transhumanisten gehen davon aus, dass die nächste Evolutionsstufe der Menschheit durch die Fusion mit Technologie erreicht wird. Die Technologien, die wir heute in Form von Wearables an unseren Körpern tragen, werden wir künftig in uns tragen; an die Stelle des Menschen sollen Cyborgs treten. Die Wissenschaft tut ihr Bestes, um diese Vision Wirklichkeit werden zu lassen. So forschen Google und Samsung an smarten Kontaktlinsen, die über Augmented-Reality-Features und medizinische Anwendungsmöglichkeiten verfügen, etwa das Messen des Blutzuckers von Diabetikern. Über eine integrierte Antenne funkt die Linse entsprechende Daten an das Smartphone.

Gerade im medizinischen Bereich gibt es eine Vielzahl von Entwicklungen, die eine transhumanistische Veränderung der Gesellschaft durchaus plausibel erscheinen lassen. Zum Beispiel elektronische Gehirn-Implantate: Über Sensoren oder Elektroden können sie die Aktivitäten des Gehirns überwachen und Prozesse im neuronalen Netzwerk stimulieren oder blockieren. Errungenschaften in diesem Bereich sind Implantate in Form eines flexiblen Netzes, die mit einer Spritze minimalinvasiv direkt in das Gehirn injiziert werden können. Das Netz kann dazu benutzt werden, neurologische Krankheiten wie Parkinson oder durch Schlaganfälle verursachte Gehirnschäden zu behandeln.

Herztransplantationen mit Roboter-Herzen, 3D-Druck von Organen und Gliedmaßen, Implantate, die Blinde zu Sehenden machen und Taube wieder hören lassen – all das ist bereits möglich. Warum also nicht noch einen Schritt weiter gehen und mit Hörgeräten Körpertemperatur und Puls überwachen und gleichzeitig Musik abspielen? Der Künstler und Mitbegründer der Cyborg Foundation Neil Harbisson hat sich eine Antenne implantieren lassen, die seine Farbenblindheit behandelt und ihn Farben in einer ganz neuen Art und Weise erleben lasst: Er sagt, er könne sie hören.

Wearables wandern in den Körper

Superreiche Technologie-Gurus in den USA gehen noch einen Schritt weiter: Sie wollen sich experimentelle Implantate in ihre Gehirne einsetzen lassen, die ihnen eine direkte Kommunikation mit einfachen Formen Künstlicher Intelligenz ermöglichen. In eine ähnliche Richtung zielen smarte digitale Tattoos: Das Unternehmen Dangerous Things hat einen NFC-Chip entwickelt, der durch einen Tattoo-ähnlichen Prozess in den Finger gestochen wird. Der Träger kann damit zum Beispiel Autos öffnen oder Codes per Fingerzeig eingeben.

Technologische Fortschritte kreieren neue Symbiosen zwischen Mensch und Maschine. Sie redefinieren, was wir sind und können. Doch das ist nichts Neues, sondern eine Konstante in der Geschichte der Menschheit: Schon immer haben wir Technologie genutzt, um unsere Sinne und unser Selbst zu erweitern. Insofern bildet der Transhumanismus eine logische Fortsetzung – in einem neuen Kontext mit völlig neuen technologischen Möglichkeiten.

Image Credits: Flickr / Andrés Nieto Porras / Cargando las pilas / CC-BY-SA 2.0