Konnektivität: Die Vernetzung der Welt
Internet und Digitalisierung durchdringen alle Bereiche des menschlichen Lebens und verändern Gesellschaft, Ökonomie und Kultur. Das Netz ist längst zu einem Metamedium des Alltags geworden und ein selbstverständlicher Tagesbegleiter immer und überall. Das World Wide Web wird ein Stück weit unsichtbar, weil wir die Vernetzung nicht mehr als prägend wahrnehmen, z.B. durch Störungen oder Dysfunktionen. Der rasante Aufstieg der Sozialmedien hat zudem gezeigt, dass Konnektivität weniger ein technologiegetriebener, sondern vor allem ein sozialer Prozess ist.
Der Zunehmende Internetnutzung ist der deutlichste Konnektivitäts-Indikator deutlichste und einleuchtendste Indikator für den Megatrend Konnektivität ist die zunehmende Internetnutzung. Eine besondere Rolle bei den jährlichen Zuwachsraten der Internetnutzer spielt die Generation 50plus. Doch die Vernetzung ist nicht nur ein Phänomen, das sich auf die westliche Welt beschränkt: Die meisten Onliner finden sich in China, und mehr als die Hälfte der Top-20-Länder nach Anzahl der Internetnutzer können zu den Schwellen- und Entwicklungsländern gerechnet werden. Eine wichtige Rolle für die soziale Vernetzung spielen Web-2.0-Anwendungen wie Social Networks. Inzwischen ist fast die Hälfte der Deutschen in sozialen Netzwerken vertreten. Auch hier zeigt sich, dass die ältere Generation in der Nutzung an die Jugendlichen und jungen Erwachsenen anschließt.
Die Allgegenwärtigkeit des Netzes, unabhängig von Gesellschaftsformen und -gruppen sowie räumlichen (National-)Grenzen, wird durch sechs entscheidende Faktoren vorangetrieben:
1. Forderung nach Transparenz und Offenheit
Transparenz ist zum Buzzword der gegenwärtigen vernetzten Gesellschaft geworden. Die Konnektivität ist die treibende Kraft für die neue Offenheit, die alle Gesellschaftsbereiche weltweit durchdringt. Daten und Informationen sind jederzeit zugänglich, Wissen somit leicht überprüfbar. Geheimnisse, unlautere Methoden oder unfaires Verhalten können leicht aufgedeckt und über die Kanäle des Netzes verbreitet werden. Wer der Maxime der Transparenz und der damit eingeforderten Ehrlichkeit nicht gerecht wird, wird von der Internet-Community sanktioniert. Die wichtige technische Voraussetzung für die soziokulturellen Forderungen nach Transparenz ist die freie Verfügbarkeit von Daten. Das Prinzip Open Data beschreibt dabei, dass nicht-personenbezogene Daten, die für die Allgemeinheit Relevanz besitzen, für jedermann frei zur Verfügung gestellt werden sollen. Engeres Kriterium für Open Data ist die Maschinenlesbarkeit Wer der Maxime der Transparenz nicht gerecht wird, wird von der Internet-Community sanktioniert von Daten, aufbereitet und weiterverwendbar in standardisierten Formaten.
Was vor rund 15 Jahren in der Programmierung mit Open Source begann, ist heute in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Waren damals die Open-Source-Prozesse noch unglaublich komplex, und der Quelltext der freien Software konnte nur von Geeks und Nerds verstanden werden, entwickelt sich momentan durch die freie Zugänglichkeit von Quellcodes in den unterschiedlichen Gesellschaftsbereichen eine Do-It-Yourself-Kultur. Menschen werden zu Machern, produzieren ihre eigene Musik, hacken die Bestandteile des Joghurts im Kühlschrank, verschönern in Guerilla-Gardening-Aktionen gemeinsam ihre Stadt oder bauen mit Microcontrollern und der passenden Anleitung fliegende Luftschiffe.
2. Open Government
Bürger wünschen sich mehr Transparenz. Laut einer Forsa-Umfrage von 2010 zeigt sich in Deutschland ein gesteigertes Interesse an Open Data. Forsa befragte im Auftrag von SAS Deutschland 1.018 Bürger über die Vor- und Nachteile von Open Data. 88 Prozent der Befragten befürworteten die Veröffentlichung von nicht-personenbezogenen Daten im Internet. Nur 16 Prozent sehen Gefahren für den Datenschutz. Der eGovernment Monitor 2011, dessen Grundlage repräsentative Online- Befragungen in Deutschland, Österreich, Großbritannien und Schweden sind, zeigt, dass Bürger die Online- Angebote der Behörden annehmen: Knapp 70 Prozent der Onliner in Schweden und Österreich nutzen E-Government-Angebote. Deutschland hinkt noch ein wenig hinterher: Hierzulande liegen die Nutzungszahlen bisher bei 40 Prozent, wohingegen das Interesse der Bevölkerung, sich online zu beteiligen, vorhanden ist (71 Prozent, laut Umfrage von Internet & Gesellschaft Collaboratory 2010).
3. Das transparente Unternehmen
Transparenz ist der Hebel, mit dem Unternehmen Vertrauen bei den Konsumenten erhalten oder zurückgewinnen können. Die Transparenz-Studie 2011 bestätigt diese Forderung mit Zustimmung von 89 Prozent der Befragten. Außerdem lässt sich durch Transparenz ein positives Image aufbauen Transparenz ist der Hebel, mit dem Unternehmen Vertrauen bei den Konsumenten erhalten (86 Prozent) und die Loyalität der Kunden steigern (83 Prozent). Die Transparenz-Ansprüche sind aber seitens der Kunden für die Branchen unterschiedlich: So erwarten fast alle von der Lebensmittelbranche Transparenz (91 Prozent), aber nur gut die Hälfte der 3.000 deutschlandweit befragten Personen (55 Prozent) von der IT-Branche. Generell spielt die unternehmerische Transparenz eine zunehmend signifikante Rolle für die Mitarbeiterzufriedenheit.
4. Partizipation und Crowdsourcing
Doch Transparenz alleine schafft noch keine aktive, vernetzte Gesellschaft. Partizipation und Kollaboration sind Möglichkeiten der Vernetzung – die diese gleichzeitig weiter vorantreiben. Eine Ausformung der Kollaboration ist das Crowdsourcing, das auf die Weisheit der Vielen setzt. Als Crowdsourcing wird die Auslagerung von Ideenarbeit und Lösungsfindung an eine nicht definierte größere Zahl von Internetnutzern bezeichnet. Besondere Aufmerksamkeit fand dieses Prinzip mit dem Buch „The Wisdom of the Crowds“ (2004) des US-amerikanischen Journalisten James Surowiecki. Er beschreibt darin unter anderem, dass Entscheidungen von heterogenen Gruppen in der Regel klüger ausfallen als die von Einzelpersonen. Das Interesse an Crowdsourcing liegt in Deutschland im Durchschnitt bei 21 Prozent, Tendenz generell steigend.9 Denn Crowd-Prinzipien durchdringen inzwischen fast alle Online-Bereiche. Nicht nur zum Entwickeln von neuen Service- und Produktideen in Form von Open-Innovation-Projekten wird es eingesetzt, sondern auch, um Spenden für bestimmte Projekte zu sammeln (Crowdfunding). Sogar im Journalismus entstehen Plattformen, die gemeinschaftlich das Abschreiben von anderen entlarven, ähnlich wie bei Guttenbergs Doktorarbeit.
Viele Unternehmen haben sich bereits vom klassischen Innovationsbegriff verabschiedet und ihre F&E-Abteilungen ein Stück weit geöffnet. Die innovativ aktivsten Firmen in Europa finden sich in Schweden, Finnland, Estland und Dänemark, aber erstaunlicherweise auch in Griechenland. Dabei hat Open Innovation einen signifikant positiven Effekt auf die Innovationsfreudigkeit von Unternehmen jeglicher Größe. vertikale, internationale Zusammenarbeit hat einen positiven Effekt auf Innovation. Kollaboration im Innovationsprozess spielt in Finnland, Litauen, Lettland, der Slowakei und Slowenien eine große Rolle. Besonders vertikale, internationale Zusammenarbeit hat einen positiven Effekt auf Innovation.
41 Prozent der Unternehmen, die Web-2.0-Tools einsetzen, verwenden Kollaborationsplattformen, um eine bessere Zusammenarbeit der Mitarbeiter zu ermöglichen. Besonders Unternehmen mit mehr als 50 Beschäftigten nutzen diese Plattformen (59 Prozent), wohingegen sie beim Einsatz von sozialen Netzwerken zurückhaltender sind (33 Prozent). Das ergab eine Befragung von 4.400 Unternehmen in Deutschland, die Web 2.0 einsetzen, durch ZEW und das Infas Institut im Frühjahr 2010.
5. Das mobile Internet
Der mobile Zugriff auf die Weiten des Netzes ist längst zum Standard geworden. In einer hypermobilen 24/7-Gesellschaft wollen Menschen von überall und rund um die Uhr Zugang zu E-Mails, Social-Networks-Profilen und Informationen haben. Die Verbreitung von Smartphones wird dafür sorgen, dass sich die Welt Stück für Stück zusammenschaltet. Schon heute existieren weltweit sechs Milliarden Mobilfunkverträge, 2005 waren es 2,2 Milliarden, 2000 gar nur 719 Millionen. Entscheidend für die Explosion der Nutzung von Mobiltelefonen ist die Beliebtheit vor allem in den Entwicklungsländern: So übersteigt die Anzahl der Mobilfunkverträge die Bevölkerungszahl in Ländern wie Gabun, Botswana oder Namibia. Weltweit nutzen knapp 16 Prozent der Bevölkerung einen mobilen Internetzugang Smartphones sorgen dafür, dass sich die Welt Stück für Stück zusammenschaltet – mit einem starken Gefälle zwischen Spitzenreiter Europa (36,6 Prozent), den unabhängigen Commonwealth-Staaten, den USA und Asien, den arabischen Staaten und Schlusslicht Afrika (3,3 Prozent). Doch gerade in Ländern wie Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika stiegen die Abschlüsse für mobiles 3G-Internet 2011 am stärksten an.
Die Allensbacher Computer- und Technik-Analyse 2012 bestätigt den Smartphone-Boom für Deutschland. Das Smartphone hat das Handy als Standard im Mobiltelefon-Markt bereits abgelöst. Die Nutzerzahlen haben sich im Vergleich zum Vorjahr beinahe verdoppelt: Ein Drittel der Bevölkerung besitzt ein Smartphone, ein weiteres Drittel möchte sich in den nächsten zwei Jahren ein solches anschaffen. Um mobil ins Internet zu gehen, nutzen knapp 29 Prozent der Bevölkerung ein Smartphone. Die Internetfähigkeit ist auch das Hauptargument der Befragten, sich für ein Smartphone zu entscheiden.
Location-Based-Services betonen die spielerischen Aspekte der mobilen Vernetzung. Check-in-Dienste wie Foursquare bieten einen Mehrwert mit Gamification-Elementen. Mobile Nutzer checken via Smartphone in reale Locations wie Restaurants, Geschäftslokale oder Veranstaltungen ein. Die Zahl der Check-ins ist ein Indiz für die Beliebtheit der Points of Interest. Das Sammeln von virtuellen Badges (also bestimmten Auszeichnungen) und der Wettbewerb mit anderen Nutzern in der Umgebung sind der entscheidende Anreiz.
Mobile Commerce entwickelt sich zu einem wichtigen Treiber im Handel von morgen. Wird das Smartphone heute noch vor allem dafür genutzt, Produktund Preisinformationen abzurufen (62 Prozent der Smartphone-Nutzer), ist es nur noch ein kleiner Schritt zum Kauf selbst, der vor allem Der Anteil von M-Commerce-Umsätzen wird in den nächsten Jahren deutlich steigen von der Sicherheit des mobilen Einkaufens abhängt. Schon heute haben 27 Prozent der Nutzer ein mobiles Zahlsystem genutzt: sei es beim mobilen Einkaufen, dem Download von kostenpflichtigen Apps, Musik oder News. Jede Sekunde wird auf dem Online-Marktplatz eBay etwas via mobile Anwendung gekauft. Der Anteil von M-Commerce-Umsätzen wird in den nächsten Jahren deutlich steigen. Der bvh rechnet mit einem M-Commerce-Marktanteil von 8 Prozent des gesamten Online-Handels im Jahre 2016.
6. Real-Time-Paradigma
Mit der Verbreitung des mobilen Internets sind wir always on und jederzeit erreichbar. Twitter und weitere Microblogging-Dienste haben die Echtzeitkommunikation zum wichtigen Bestandteil der Konnektivität gemacht, der nicht mehr wegzudenken ist. Alles scheint heute in Echtzeit zu passieren: Wir twittern 140 Zeichen, chatten mit unseren Freunden, beantworten E-Mails optimalerweise innerhalb weniger Stunden nach ihrem Eintreffen und sind auch nach Feierabend für unsere Kollegen erreichbar. Wir leben in einer „Punktzeit“, wie es der Philosoph Byung-Chul Han in seinem Essay „Duft der Zeit“ ausdrückt. Die Beschleunigung ist so weit vorangeschritten, dass wir Zeit als desynchron empfinden und sozusagen von einem Zeitpunkt zum nächsten schwirren. Wir sind zu Zeitpunkt-Hoppern geworden.Die Beschleunigung und die Echtzeitkommunikation führen schnell zu einem Gefühl der Überforderung und der Informationsflut. Der Mensch befindet sich momentan noch in der Lernphase, wie mit diesen hyperkomplexen Entwicklungen der Mediensysteme umzugehen ist. Fluchtreaktionen wie „Ich bin dann mal offline“ oder strikte Regeln wie das Verbot von sozialen Netzwerken während der Arbeitszeit werden uns auch in den nächsten Jahren noch begleiten.
59 Prozent der Deutschen achten nicht darauf, Kommunikation via E-Mail bewusst zu vermeiden; die E-Mail-Flut steigt also weiterhin. Dabei sind 50 Prozent der E-Mails im Posteingang Newsletter und Angebote, Die Beschleunigung ist so weit vorangeschritten, dass wir Zeit als desynchron empfinden nur 14 Prozent sind persönliche Nachrichten an den Empfänger, der Rest automatisierte Benachrichtigungen, News aus sozialen Netzwerken, Rechnungen und Spam. Höchste Zeit, Alternativen zur E-Mail zu finden, um die Kommunikation in Echtzeit zu garantieren. Der klassische elektronische Brief wird ebenso wie sein analoges Pendant nicht vollständig aussterben, verliert aber dank Spam, CC-Pest und neuer unternehmensinterner sozialer Vernetzungslösungen massiv an Bedeutung. Besonders die junge Generation sieht den einstigen Revoluzzer E-Mail als antiquiertes, „langsames“ und umständliches Kommunikationsmittel, das zunehmend durch soziale Intranets, Wikis und Chats ersetzt wird.
Die neueste Entwicklung von prognostischer Echtzeit-Datengewinnung, wie sie beispielsweise über Google Trends erfolgt, wird derzeit immer valider. So gelingt es etwa, die Verbreitungswege von Grippeepidemien nachzuvollziehen, mitunter gar deren Verlauf recht gut vorauszusagen. Ebenfalls sind inzwischen Vorhersagen über Konjunkturentwicklung und Marktzahlen wie Automobilverkäufe und Reiseverhalten möglich. Auch Verkehrsflüsse in Städten lassen sich in Echtzeit analysieren und steuern, um Staus zu vermeiden.
7. Pervasive Web und Ubiquitous Computing
Das Netz wird sich in seiner Allgegenwart zum „Internet der Dinge“ entwickeln, in dem nahezu jedes Objekt in Echtzeit Informationen liefern kann und mit anderen Objekten im Austausch steht. Ermöglicht wird diese Vernetzung mit Mikrosensoren. Schon seit Jahren geistert die RFID-Technologie (Radiofrequenz-Identifikation) durch die Zukunftslaboratorien und Strategie-Roadmaps vieler Unternehmen. Doch bislang konnten die Funkchips die utopischen Versprechungen von der „lückenlosen Logistik“ und dem „revolutionierten Supply-Chain-Management“ nicht erfüllen. Ein Blick hinter die Kulissen der medialen Überspitzung zeigt aber, dass sich die Funkchip-Technologie und damit die Vernetzung von Gegenständen und Produkten bereits unbemerkt in den Massenmarkt eingeschlichen hat. Eine der größten RFID-Implementierungen (von den japanischen Märkten einmal abgesehen) ist die Oyster Card, mit der bis zu 80 Prozent Die Vernetzung von Gegenständen und Produkten hat sich bereits in den Massenmarkt eingeschlichen aller Fahrten im öffentlichen Verkehrssystem Londons bezahlt werden. Immer mehr Geschäftsprozesse und -modelle sind schon heute ohne die RFID-Technologie undenkbar. Künftig wird es beim RFID-Einsatz aber nicht nur um die wirtschaftlichen Aspekte gehen, sondern vor allem auch um die Nachhaltigkeit von RFID-Projekten.
Bis 2020 sollen laut einer Prognose von Cisco 50 Milliarden Geräte vernetzt sein, das bedeutet, auf jeden Menschen weltweit kommen circa 6,5 vernetzte Geräte. „In den nächsten Jahren wird jedes Gerät ans Netz gehen. Der Trend wird jede Branche und jeden Lebensbereich erfassen“, ist sich Dave Evans, Chief Futurist bei Cisco, sicher. Alles wird „smart“, von der Bildung über das Gesundheitssystem bis hin zur smarten Energie und Smart Homes. Bis 2016 wird der Markt für smarte Technologien von heute 600 Milliarden US-Dollar auf über 1.000 Milliarden US-Dollar ansteigen.
Mit dem Übertragungsstandard Near Field Communication (NFC), auf den sich viele Smartphone-Hersteller nun einlassen, um den kontaktlosen Austausch von Daten über kurze Strecken zu ermöglichen, wird RFID in weiteren Nutzungskontexten eingebettet sein – sei es beim mobilen Bezahlen oder beim E-Ticketing. Auch sogenannte QR-Codes, die den direkten mobilen Zugriff auf Internetinhalte via Smartphone erleichtern und bestimmten Gegenständen zugeordnet werden können, sind ein Baustein im „Netz der Dinge“.
Die Verdatung der Welt
Voraussetzung für das Internet der Dinge ist die fortschreitende Verdatung der Welt durch die Konnektivität. Jegliche Mensch-Maschine-, Mensch-Maschine-Mensch- und Maschine-Maschine-Kommunikation hinterlässt Datenspuren. Neben Computern, Handys und Web-Applikationen sammeln auch Autos, Händler mit Bonusprogrammen, medizinische Geräte etc. unsere Daten. Big Data wird diese immense Masse an Daten, die nicht mehr mit Standard-Datenbanken und -Tools weiterverarbeitet werden können, genannt. Schon heute existieren 2,7 Zettabyte (1 Zettabyte = 10 hoch 21 Byte) an Daten im digitalen Universum. Schätzungen gehen davon aus, dass bis 2020 jährlich 35 Zettabyte an Daten produziert werden. Das entspricht einem jährlichen Wachstum an strukturierten und unstrukturierten Daten von 60 Prozent. Jeden Monat werden drei Milliarden Inhalte auf Facebook hochgeladen. Jeden Tag werden zehn Milliarden Textbotschaften und eine Million Posts in sozialen Netzwerken und Blogs gesendet. Nun gilt es, die vorhandenen Daten zu strukturieren, zu analysieren und sinnvoll zu interpretieren. Big Data bietet weitreichende Möglichkeiten für die Wissenschaft, aber auch Marketing und Marktforschung. Bis 2018 wird der Bedarf an Big-Data-Experten die verfügbaren Arbeitskräfte in den USA um 60 Prozent übersteigen Der Markt um Data-Mining-Technologien, wie die In-Memory-Technologie zur Echtzeitanalyse von Daten, wächst rasant.
Die US-Regierung machte Big Data im März 2012 zur Chefsache: Mehr als 200 Millionen US-Dollar werden in Tools und Techniken für den Zugang, die Organisation und Analyse großer Mengen an Big-Data-Beständen investiert. Universitäten in den Vereinigten Staaten entwickeln neue Studiengänge, die Datenanalysten ausbilden sollen. Bis 2018 wird der Bedarf an Big-Data-Experten die verfügbaren Arbeitskräfte in den USA um 60 Prozent übersteigen, prognostiziert McKinsey im Bericht „Big Data: The Next Frontier for Innovation, Competition and Productivity“. Um das Potenzial von Big Data bis 2018 auszuschöpfen, werden allein in den USA 1,5 Millionen Manager mit Data-Mining-Kenntnissen sowie 190.000 Spezialisten zur Datenanalyse benötigt.
Die weltweite Vernetzung verändert nicht nur das Alltagsverhalten des Einzelnen, die Kommunikation und die Medien, die Politik oder die Innovationskultur, sondern bietet besonders den folgenden Branchen völlig neue, unerwartete Chancen.
Big Data auf dem Gesundheitsmarkt
Die Verdatung des Menschen eröffnet dem E-Health-Markt neue Möglichkeiten: Neben der Online-Beratung und der Kommunikation in Gesundheitsnetzwerken und -foren bieten die online entstandenen Open-Health-Daten werden zu einer Kartografie der Gesundheit führen und in der Cloud gespeicherten Gesundheitsdaten innovative Wege für Gesundheits-Monitoring und Vorsorge. Open-Health-Daten werden zu einer Kartografie der Gesundheit führen: Sensoren überwachen in Zukunft Gesundheitszustände ganzer Bevölkerungen, tracken aber gleichzeitig auch Lieferwege von Medikamenten. Außerdem liefern offene Gesundheitsdaten die Voraussetzung dafür, Gesundheitsverläufe zu erkennen und präventiv zu adressieren, sei es die regionale Ausbreitung von Epidemien oder Grippewellen, aber auch Körperfunktionen, wie der Blutfluss im Körper des einzelnen Menschen. Private Gesundheitsdaten hingegen kann der Einzelne nutzen, um sich und sein Verhalten zu analysieren, Stichwort Self-Tracking. Unzählige Health-Apps dienen schon heute als Tool, um gesundes Verhalten spielerisch zu erlernen.
Neue Potenziale für Handel und Gastronomie
Für den stationären Handel entstehen durch Location-based-Services und die mobile Konnektivität unzählige bisher noch nicht ausgeschöpfte Möglichkeiten der mobilen Vermarktung des Point-of-Sale. SOLOMO (SOcial-LOcal-MObile)-Commerce wird für den Handel in den kommenden Jahren die Lücke zwischen Offline- und Online-Verkauf auf effektive Weise schließen. Der E-Commerce ist seit Jahren auf Wachstumskurs, dennoch bleiben für die Mehrheit Online-Einkäufe sporadisch. Überzeugte Online-Shopper, die dem virtuellen Angebot gegenüber dem Gang in den Laden generell den Vorzug geben, gibt es nur wenige (17 Prozent). Grund genug für den stationären Händler, nicht nur das Internet als neuen Vertriebsweg zu nutzen, sondern vor allem den Kunden dort anzusprechen, wo er ist SOLOMO-Commerce wird die Lücke zwischen Offline- und Online-Verkauf auf effektive Weise schließen – nämlich unterwegs und vielleicht ganz in der Nähe der nächsten Filiale. Schon heute nutzen laut Ernst & Young Handelsbarometer (Juni 2012) 29 Prozent der deutschen Handelsunternehmen (On- wie Offline-Handel) Mobile Coupons, die über Apps verteilt werden. Weitere 23 Prozent planen einen Einsatz dieser digitalen Rabattmarken in Deutschland. Mobile Commerce wird zum Wachstumsmarkt der nächsten Jahre und zu einem entscheidenden Vertriebskanal sowohl für den stationären Handels- und Servicesektor als auch für den Online-Handel.
SOLOMO-Commerce wird die Lücke zwischen Offline- und Online-Verkauf auf effektive Weise schließen
Management Summary: Konnektivität
- Der Megatrend Konnektivität durchdringt alle Lebensbereiche weltweit über Staats- und Gesellschaftsgrenzen hinweg. Die digitale Vernetzung ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen und prägt unseren Alltag oft schon, ohne bewusst wahrgenommen zu werden.
- Das Internet, das inzwischen durch die Verbreitung des Smartphones jederzeit und überall zugänglich ist, gewährleistet in Verbindung mit den Social-Media-Anwendungen Konnektivität. Der partizipative Aspekt der Sozialmedien wird die digitale, technische Vernetzung in Zukunft weiter in Richtung soziale, kommunikative Konnektivität entwickeln.
- Daten und Informationen werden durch die neue Offenheit und die Forderungen nach Transparenz für jedermann verfügbar und können so schneller aufbereitet und weiterverwendet werden.